Streckenwanderung: Sedella - La Maroma (3. Jan. 2022)

In der Provinz Malaga ist der La Maroma (2069 m) eines der begehrtesten Wanderziele. Und, ist er nun auch der höchste Berg der Provinz? Die Antwort fällt unterschiedlich aus, je nach herangezogener Karte. Auf einigen liegt der Gipfel klar auf Grenadinischem Gebiet, auf anderen genau auf der Grenzlinie zwischen den beiden Provinzen Malaga und Granada oder sogar eben südlich davon. Die spanischen Karten sind eben tolerant, und so macht es der La Maroma jeder Seite recht. Wie schön!

Aber eines ist eindeutig: die meisten Wanderwege auf den Gipfel gehen von der Axarquia aus, ergo ist der La Maroma der Hausberg der Axarquia. Von der Basis der Sierra Tejeda aus führen eine ganze Reihe von guten Wanderrouten auf den Gipfel. Zwei vom Norden (von Robledal Alto über den Cerro del Selladero und von Robledal Alto über den Salto del Caballo), drei vom Westen (von El Alcazar über den Loma de las Viboras, von Alcaucin über den Collado de la Torrecilla und von Canillas über den Collado de la Gitana) und ein Weg von Süden von Sedella aus. Daneben gibt es natürlich noch eine ganze Reihe anderer aber weniger bekannter Routen zum Gipfel. Die populärste ist wohl die klassische Nordroute von Robledal über den Salto del Caballo. Sie ist am kürzesten und fordert mit nur etwa 950 m Anstieg die geringste Anstrengung. Die aus meiner Sicht schönste Route ist jedoch diejenige von Sedella. Es ist ein Panoraweg von Beginn an. Vor dem Wanderer entwickeln die anfänglich noch entfernten Kalkklippen der beeindruckenden Südseite ein immer mächtigeres Detailreichtum und hinter ihm weitet sich die Landschaft der Axarquia mit seinen weißen Dörfern kontinuierlich in Richtung Kolossalgemälde. In dieser Intensität bietet das keiner der übrigen Anstiegsrouten.

Der Startpunkt ist entweder direkt in Sedella (WP 1) oder am Grillpatz (WP 1a). In beiden Fällen beginnt der Weg bequem mit einer Forstpiste, die sich beide bald vereinigen (WP 4). Der Verlauf ist eindeutig, d.h. immer nach oben. Man kann auch die Feuerschneise benutzen. Sie verbindet den WP 3 mit WP 6 auf direktem Weg. Es ist ein kurzer aber
natürlich steiler Aufstieg, quasi auf der "direttissima". Am Collado de la Monticara endet die Forstpiste schließlich an einer Art Wendeplatz (WP 6). Ein Schild weist den nach Norden zum La Maroma weiterführenden Pfad aus. Die Piste rechts daneben ist eine Sackgasse und der nach links (Nordwesten) abzweigende Pfad führt nach Canillas de Aceituno.

Auf einem guten Bergpfad geht es nun die nächsten rund 4 km und 750 Höhenmeter szenisch weiter bis zum Tajo Volaero (WP 10). Die Fuente del Fuerte (WP 7) erwies sich bisher immer als zuverlässig und sogar nach dem extrem trockenen Jahr 2021 hatte sie gutes Wasser. Am Collado de la Jilana (WP 8) bietet sich ein lohnender kurzer Abstecher zum Aussichtsberg Cerro del Fuerte (WP 8a) an. Der Panoramagipfel ist auch ein idealer Platz für eine erste Rast mit genußvoller Rundumsicht.

Am Tacho Volaero (WP 10) endet der Weg in der Felsregion. Dieser prominente Punkt wird gleichfalls von der Nordroute von Robledal Alto angesteuert (SL-A124). Die gemeinsame Route verläuft dann mit mäßigem Anstieg über Felsen und flachen Schotter bis zum Gipfel (WP 12), gut gekennzeichnet durch große Steinmänner. Für den Fall von Wasserproblemen besteht am WP 10 die Option für einen Abstecher zur Fuente La Tacita de Plata (WP 11a). Auch diese Quelle fand ich in all den Jahren immer verläßlich aktiv vor. Echt beruhigend! Sie ist gut zu erreichen, indem man bis zum Salto de Caballo dem Pfad der Nordroute folgt, an der Gabelung dann rechts bleibt und diesem Weg um den Berg herum bis zu einem Pinienhain folgt. Die kleine Quelle liegt zwischen den Felsen.

Das Gipfelplateau, obwohl eigentlich langweilig, ist ein wunderbarer Ort zum Relaxen und Schauen, bis nach Afrika wenn die Sicht klar ist. Man ist versucht, länger zu bleiben als es geboten ist. Der Weg zurück ist nämlich genau so lang, die Tage im Winter sind kurz und die Dunkelheit kommt schneller als man denkt. Für den Rückweg bieten sich zwei Möglichkeiten an: (1) Entweder die gleiche Route zurück oder (2) der Abstieg nach Westen über La Casa de la Nieve. Letztere ist der obere Teil der klassischen Route von Canillas de Aceituno (SL-A142). Wer also noch genügend Power in den Knochen verspührt, kann sich damit eine schöne Rundwanderung über den Collado de la Gitana bis wieder zum Collado de la Monticara (WP 6) konstruieren. Allerdings ist diese Variante etwas länger und fordert auch noch ein paar zusätzliche Höhenmeter.

Meine Bewertung:
Die beschriebene Wanderung zum La Maroma ist technisch nicht schwierig, aber wegen seiner Länge (Hin- und Rückweg gut 20 km, Auf- und Abstieg je 1450 m) empfinde ich sie doch als körperlich schwer. Ich habe mir erzählen lassen, daß fitte junge Leute hin und zurück 6 Stunden reine Laufzeit benötigen würden. Nun denn, ich bin nicht mehr jung und habe mir 8 Stunden dafür gegönnt (ohne Pausen und ohne die vorgeschlagenen Abstecher). Anfang Januar reichte die Tageslichtlänge gerade eben aus. Diese Wanderung habe ich zuletzt am 3. Januar 2022 unternommen und nicht im August 2022 wie von Wikiloc fehlerhaft angegeben.

Noch eine Anmerkung zum Schluss:
Diese Beschreibung erfolgte nach bestem Wissen und Gewissen. Sie ist selbstverständlich sehr subjektiv und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit. Und genau so selbstverständlich ist es aber auch, dass jeder der diese Wanderung nachvollziehen will, vorher seine körperliche und mentale Leistungsfähigkeit kritisch hinterfragt und für seine Unternehmung selbst die Verantwortung trägt.

Alexander Sy, Kiel, Alemania